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Fränkische Nachrichten, 31.12.2024 |
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Strahlkraft im Zeichen der Weihnacht |
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Bachs Weihnachtsoratorium in der Schlosskirche: |
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Es war bestimmt nicht das erste Bach’sche Weihnachtsoratorium, das vom Chor Cappella Nova in einer aus diesem Anlass immer voll besetzten Schlosskirche aufgeführt wurde, doch so berstend von jugendlicher Frische und musikantischem Temperament, so randvoll mit springlebendigem Elan hat man es hier noch selten oder nie gehört. Verantwortlich dafür waren neben dem Chor und vier vortrefflichen Gesangssolisten das Instrumentalensemble „La strada armónica“, ein mittlerweile überregional renommiertes Profi-Orchester, das auf Barockmusik spezialisiert, doch nicht darauf beschränkt ist. Unter seiner Leiterin Carolina Ehret hat es einen wesentlichen Beitrag zu dieser außergewöhnlich strahlkräftigen und berührenden Interpretation geleistet. Unter der Gesamtleitung von Esther Witt, die seit Beginn dieses Jahres den Chor leitet, ergab sich ein musikalisches Gesamtkunstwerk von imponierender Geschlossenheit und sakraler Überzeugungskraft. Festlichkeit und transzendente Heiterkeit ergänzten sich gegenseitig und am Ende wurde die Aufführung von der Schlosskirchen-Gemeinde zu Recht mit minutenlangem Applaus gewürdigt. Verbindung von Schlichtheit, Innigkeit und Anschaulichkeit Von dem sechsteiligen Weihnachtsoratorium Johann Sebastian Bachs wurden hier, wie für die ersten Festtage üblich, die ersten drei Kantaten gegeben. Ursprünglich geschaffen für Weihnachten 1734/35 und relativ spät, nämlich 1857 „wiederentdeckt“, gehört es seitdem zu den populärsten Schöpfungen des Meisters – mag sein, es ist sogar die populärste überhaupt. Zusammen mit ganz wenigen anderen ist es inzwischen auch eine der populärsten Weihnachtsmusiken über die Zeiten und Nationen hinweg geworden. In seiner Verbindung von Schlichtheit, Innigkeit und unmittelbarer Anschaulichkeit mit der hohen Komplexität und Expressivität, die sich in den Arien und Rezitativen offenbart, dem Reichtum an Stimmungen, dem Ernst und der Eindringlichkeit in der Vertonung der Evangelientexte spricht das Werk heute Gläubige und Ungläubige gleichermaßen an. Der durchgehende Grundton festlicher Freude, der das Oratorium in allen seinen Teilen prägt, stand auch in dieser Interpretation im Vordergrund: Beginnend mit dem ungemein energisch phrasierenden, zupackenden und rhythmisch zugespitzten Eingangschor, über die warm leuchtende Pastorale der „Sinfonia“ bis hin zum strahlend temperamentgeladenen Chor der dritten Kantate, der die Textstelle von den „matten Gesängen“ wirkungsvoll Lügen strafte. Generell überzeugten die Sängerinnen und Sänger des Chor Cappella Nova, wie schon bei zahlreichen früheren Gelegenheiten, auch hier mit der musterhaften Klarheit, Durchhörbarkeit und dynamischen Präsenz der Chorsätze und der blühend geschmeidigen Klangkultur der Choräle. Diese wurden von Esther Witt nie schematisch, sondern jeweils individuell ausgestaltet. Ensemble „La strada armónica“ auf bestechendem Niveau Auf bestechendem Niveau bewegte sich freilich auch das Ensemble „La strada armónica“, das nicht nur über eine Garde blitzsauber agierender Streicher(innen) sondern auch über erstklassige Bläser(innen) verfügt, wie sich schon im brillanten, schlackenlosen Blechsound des Eingangschors erwies. Und mit welch berückend sonorem Wohlklang Flöte und Oboen nicht nur in der Sinfonia, sondern auch in der flötenbegleiteten Tenorarie „Frohe Hirten“ oder im Sopran-/Bass-Duett (mit beiden Oboen) aufwarteten, war einfach bewundernswert. Last but not least lieferte auch Konzertmeisterin Carolina Ehret als Violinbegleiterin der Alt-Arie „Schließe mein Herze“ ein kleines, ausgefeiltes Meisterstück barocker Ausdruckstiefe und -delikatesse. Vorzüglich präsentierten sich auch die vier Gesangssolisten: Bassist Thomas Scharr mit schlanker, beweglicher, koloraturensicherer Noblesse, Christian Rathgeber als lupenrein beschwingt intonierender, musterhaft deutlich und nuancenreich emotional artikulierender Evangelist, der zudem in seiner hochvirtuosen Tenorarie mit stupender Technik exzellierte. Die für ihre erkrankte Kollegin Silke Herold-Mändl kurzfristig eingesprungene Sopranistin Anna Nesyba mit lichter Engelsstimme, die im Duett „Herr Dein Mitleid, Dein Erbarmen“ filigrane Zwiesprache mit Bassist Thomas Scharr hielt und in ihrer zusätzlich dem Oratorium vorgeschalteten Arie „Süßer Trost, mein Jesus kömmt“(BWV 151/I) mit voller Hingabe in die Zartheit und Intimität der Vorlage eintauchte. Endlich Sybille Philippin (Alt), die ihre drei Arien mit vornehmer, seriöser Klangkultur, natürlicher Autorität und wunderbar mütterlicher Behutsamkeit und Warmherzigkeit auszugestalten verstand. Thomas Hess |
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