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Bad Mergentheim. "Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar-" - die Anfangszeilen dieses wohl bekanntesten Gedichtes des Theologen Dietrich Bonhoeffer, die im Mittelpunkt der Weihnachtsmeditation von Pfarrerin Angelika Segl standen, bildeten auch das heimliche Leitmotiv der Weihnachtsmusik des Chores "Cappella Nova" in der voll besetzten Schlosskirche.
Der tröstliche und meditative Grundton dieses Textes, der von Bonhoeffer Weihnachten 1944 im Gestapogefängnis, wenige Monate vor seiner Hinrichtung, verfasst wurde, prägte auch die Auswahl der Lieder und Motetten, die Dirigent Erhard Rommel für diesen Anlass mit seinem Auswahlchor und Mitgliedern des Chores Hohenloher Gau einstudiert hatte. Ergänzt wurde das Programm durch kammermusikalische Beiträge, in denen Organist Ulrich Nerger die beiden Solisten Carolin Schweizer (Oboe) und Manfred Birkhold (Violine) begleitete.
Vier Motetten (mit einer Ausnahme a cappella) und neun teilweise instrumental begleitete Liedsätze von Meistern verschiedener Epochen bildeten den Kern der Aufführung, in denen weniger lauter Jubel als vielmehr die intime, andächtige Annäherung an das Weihnachtsgeheimnis die intensive Grundstimmung aufrecht erhielten. Sie dominierte auch in den einfacheren Liedsätzen, etwa in dem zarten und innigen Tonfall von Praetorius "Wunderbarer Gnadenthron", einer kleinen Kostbarkeit des Frühbarock, den ausgefeilten Piano-Passagen von Christian Lahusens (1886 bis 1975) "Zur stillen Nacht" oder auch einem schlichten australischen Weihnachtslied mit spätromantischen, geradezu deutsch anmutenden Klangfarben.
Mehr volkstümlich und unmittelbar ansprechend war dann die zweite Runde der Liedsätze (ebenfalls überwiegend a-capella gesungen) mit ihren wohlbekannten, teils kontrapunktisch erweiterten Weihnachtsmelodien und einem sehr temperamentvollen und mitreißenden Gospel-Finale - übrigens aus der Feder eines deutschen Musikers (Johannes Matthias Michel) und erst vor sieben Jahren entstanden.
Den künstlerischen Schwerpunkt dieser Weihnachtsmusik bildeten die vier anspruchsvollen Motetten, die Erhard Rommel für seine "Cappella Nova" reserviert hatte. Und diese kulminierten wiederum in der modernen Vertonung des berühmten Bonhoeffer-Gedichtes durch Heinrich J. Hartl, interpretiert mit weit schwingender, tröstender Gebärde, detaillierter Textnähe und mit viel Sinn für die ganz nach innen gekehrte Spannung und Dramatik dieses Gedichts. Doch auch der pure Wohlklang und die mystische Aura von John Rutters (geboren 1945) "A Prayer of Saint Patrick" und die Kraft und Genauigkeit der beiden barocken Motetten von Sweelinck und einem Anonymus hinterließen starken Eindruck.
Technisch gediegen, mit lebendig-ausdrucksvollem Vortrag und feinem Sinn für barocke Klanglichkeit agierte schließlich Manfred Birkhold, an der Orgel unterstützt von Ulrich Nerger, in zwei Kompositionen von Händel und Telemann. Seine stilistische Vielseitigkeit und Geschmackssicherheit demonstrierte Geiger Manfred Birkhold, wieder begleitet von Ulrich Nerger, zuvor in dem langsamen Satz von Mendelssohns Violinkonzert.
Der Schlusschor aus Saint-Saens' Weihnachtsoratorium, mit dem sich Erhard Rommel, seine Sängerinnen und Sänger in der Schlosskirche verabschiedeten, fügte ich in seiner stillen, gedämpften Freude nahtlos in die Botschaft dieser sehr besinnlichen Weihnachtsmusik in der Schlosskirche ein.
Thomas Hess
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