Fränkische Nachrichten, 23.12.2022

Ungewöhnliche Klangkultur bewiesen

Chor Cappella Nova: Adventskonzert in der Schlosskirche bot abwechslungsreiches und stimmungsvolles Programm

Zwei lange Jahre war vom traditionsreichen beliebten Chor Cappella Nova pandemiebedingt nichts zu hören gewesen, jetzt meldeten sich seine Sängerinnen und Sänger mit ihrer traditionellen Weihnachtsmusik zurück, wiederum unter der Leitung von Karl Rathgeber und wiederum mit einem farbig und abwechslungsreich zusammengesetzten, stimmungsvollen Programm, das neben einigen obligaten Standards auch weniger gespielte oder hier noch nie gehörte Stücke enthielt. Mit geistlichen Worten begleitet wurde der Abend in der sehr gut besuchten Schlosskirche wie schon bei früheren Anlässen von Pfarrerin Angelika Segl-Johannsen.

Mit einer sauber gesungenen, sehr lebendig vorgetragenen vierstimmigen Motette „Hosianna dem Sohne Davids“ von Batholomäus Gesius (1555 - 1631) setzten die Sänger und Sängerinnen des Chor Cappella Nova schon ein erstes Ausrufezeichen als Einstimmung zur nun zu Ende gehenden Adventszeit.

Mit dem sehr berührenden Chorsatz „Die Nacht ist vorgedrungen“ des 1961 geborenen Organisten Jürgen Essl bewies der Chor mit zartesten Pianissimo-Farben seine ungewöhnliche Klangkultur wie auch in den zwei folgenden Versionen des Liedes „Es ist ein Ros entsprungen“, dessen bekanntere aus der Feder von Michael Praetorius (1571 - 1621) mit seinem innigen Ausdruck aufhorchen ließ. Die zuvor gesungene Version von Melchior Vulpius (1570 - 1615) entfaltete in Form eines vierstimmigen, klar und sensibel vorgetragenen Kanons ihren eigenen, altertümlichen Reiz.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten, war auch die Hörergemeinde in der Schlosskirche zur Mitwirkung eingeladen. Der Aufforderung wurde bei den Strophen von „Macht hoch die Tür“ und dem nach Worten von Martin Luther von Johann Crüger (1598 - 1662) vertonten „Nun komm der Heiden Heiland“ – wenn auch zunächst etwas zaghaft – Folge geleistet. Einen musikalischen Schwerpunkt des Konzerts bildete im zweiten, dem eigentlichen Weihnachtsfest gewidmeten Teil die fünfteilige Barock-Kantate von Vincent Lübeck (1654 - 1740), in denen die beiden Sopranistinnen Eva-Maria Demel und Alexandra Wagner teils solistisch, teils im Duett die Begrüßung des Jesuskindes mit viel Hingabe und zarter lyrischer Empfindsamkeit versahen, feinsinnig-filigran begleitet von den Instrumentalisten Monika und Manfred Birkhold (Violoncello und Violine), Matthias Gutemann (Blockflöte) und Lucas Ziegler am Orgelpositiv, der zuvor schon mehrere Chorsätze komplettiert hatte.

Einige allbekannte Weihnachtsklassiker kamen in der Schlosskirche ebenfalls zu ihrem Recht: „Psallite“ von Michael Praetorius gefiel durch den variable, geschmeidigen Vortrag, Mendelssohns „The herald angels sing“, eines der bekanntesten englischen Weihnachtslieder, durch seine Strahlkraft und Unbeschwertheit. Untrennbar mit dem Bild der Inselweihnacht verbunden ist natürlich auch „Come all ye faithful“ (hier mit deutschem Text „Herbei o ihr Gläubigen“) von David Willcoks (1919-2015), dessen erste und vierte Strophe von der Gemeinde mitgesungen werden konnten, während die übrigen zwei vom Chor Cappella Nova mit einer eher verhaltenen, intimen Note versehen wurden.

Einen zusätzlichen Farbtupfer bekam das Weihnachtskonzert durch die große Orgel der Schlosskirche und ihren Organisten Lucas Ziegler, der in Bachs Choralbearbeitung BWV 660 von „Nun komm der Heiden Heiland“ ruhevoll und souverän agierte und in einer farbenprächtigen Weihnachts-Toccata des kanadischen Organisten Denis Bédard (geb. 1960) seinem Temperament und seiner Klangfantasie freien Lauf lassen konnte.

Last but not least durfte auch die „Stille Nacht“ nicht fehlen, hier in Franz-Xaver Grubers Originalfassung, unzählige Male schon erklungen, doch selten so hehr und süß wie an diesem Abend in der Schlosskirche.

Thomas Hess

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