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Fränkische Nachrichten, 22.11.2017 |
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Sein letztes war ein “überirdisches” Konzert |
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Cappella Nova: Renomierter Chor sucht Nachfolger für Dirigent Walter Johannes Beck/Oratorium “Der Messias” begeisterte Zuhörer in der Bad Mergentheimer Schlosskirche |
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Die fulminante Messias-Aufführung des Chor Cappella Nova war zugleich die letzte Aufführung unter der Leitung von Walter Johannes Beck. Gänsehaut, feuchte Augen, weiche Knie: Ein geradezu körperliches Erlebnis war die Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium "Der Messias" in der Bad Mergentheimer Schlosskirche. Der minutenlange stehende Applaus für den Chor Cappella Nova, das Orchester Consortium Consonans sowie für die Solisten sprach dabei Bände. Was an diesem Abend den rund 400 Zuhörern noch nicht bekannt war, bestätigte nun der Vorsitzende des Chors, Dr. Dieter Fischer, im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Es war das letzte Konzert von Walter Johannes Beck als Leiter des Chores Cappella Nova (vgl. Beitrag rechts). Wie es für den Chor weitergeht Nach den Zukunftsplänen des Chores befragt, führte Dieter Fischer aus, dass die traditionelle Weihnachtsmusik nichtsdestotrotz stattfinden wird. Unter der Leitung von Alexandra Wagner und Thomas Martin, beide aktive Sänger im Chor Cappella Nova mit langjähriger Erfahrung als Kirchenmusiker, werden am 23. Dezember, um 19.30 Uhr, im Münster St. Johannes vertraute Advents- und Weihnachtslieder aus verschiedenen Epochen erklingen, bereichert um einige unbekannte Juwelen. Abgerundet wird das Programm durch Instrumental- und Solobeiträge von Mitgliedern des Chores, die so ihre musikalische Vielfalt unter Beweis stellen. Im Juni 2018 stehe eine Serenade, eine heitere Musik im Freien, auf dem Programm. Als Schauplatz habe der Chor den Musikpavillon im Bad Mergentheimer Kurpark ausgewählt. Die Zuhörer können sich auf unterhaltende und bekannte Volkslieder freuen. Die weiteren Konzerte seien mit dem neuen Dirigenten abzustimmen, der ab Januar 2018 den Chor Cappella Nova leiten wird. "Die Gespräche hierzu verlaufen sehr ermutigend", führte Fischer weiter aus, "ich bin überzeugt, dass dann der Chor an die großen Erfolge unter dem Chorgründer und langjährigen Leiter Erhard Rommel und die jüngste gelungene Aufführung des "Messias" unter der Leitung von Walter Johannes Beck anknüpfen wird". In dieser überzeugte der rund 40-köpfige Chor das Publikum von seiner Extraklasse mit einer beeindruckenden Wachheit bei den oft schwierigen Einsätzen sowie anspruchsvollen Übergängen, einer guten Verständlichkeit der Texte und mit einem auch nach zwei Stunden immer noch alles überstrahlenden Klang. Bis zum Schluss - und nicht nur im bekannten "Halleluja" - hielten die Sängerinnen und Sänger mit großer Einsatzbereitschaft in den Chorsätzen eine dichte Spannung. Eine Spannung, die sich auch auf viele Zuhörer in Kirchenbänken übertrug und sich gerade nach dem besagten "Halleluja", einem Moment greifbarer Stille, in einem spontanen Zwischenapplaus entlud. Der klare und leichte Sopran von Judith Wiesebrock, die ihren Gesangspartien lyrischen Wohlklang verlieh, ließ etwa auch manchen Zuhörer beim "Er weidet seine Herde..." das eine oder andere Tränchen aus dem Augenwinkel wischen. Franz Xaver Schlecht, bereits von anderen Konzerten bekannt und geschätzt, beeindruckte erneut mit seinem profunden, wandlungsfähigen und in der Höhe strahlenden Bass. Anna Leuser-Valls gab den ausdrucksvollen Altpartien Wohlklang und angenehme Wärme, so dass das insgesamt harmonierende Solisten-Ensemble ein wesentlicher Bestandteil des großartigen und denkwürdigen Konzerts war. Freilich stach einer dennoch hervor: Tenor Tilman Lichdi. Ein Glücksfall, dass der inzwischen weltbekannte Solist für das Konzert gewonnen werden konnte. Seine in allen Lagen strahlende und im Ausdruck überaus variable Stimme verlieh der Aufführung einen hierzulande keineswegs üblichen Glanz. Oder wie es ein Konzertbesucher ausdrückte: "Eine echte Granate." Überzeugende Konzeption Mit dem Consortium Consonans um den Cembalisten Peter Kranefoed stand zudem ein auf historischen Instrumenten hochkultiviert musizierendes Ensemble zur Verfügung, das die Musik äußerst wach und mit hoher Sensibilität zum Klingen brachte. Sensibel waren auch die historischen Instrumente, denen die etwas längeren Stimmpausen zwischen den drei Teilen der Aufführung geschuldet waren. Das Ensemble wurde zusätzlich von Andreas Gräsle an der Orgel einfühlsam begleitet. Mit wacher Aufmerksamkeit folgte der Chor den inspirierenden Impulsen des Dirigenten Walter Johannes Beck. Unter den vielen Beispielen sei besonders die eindrucksvoll gelungene Gegensätzlichkeit der ersten vier Chöre im Teil II des Werks hervorgehoben, wo Verinnerlichung und höchste Koloraturen-Virtuosität nahe beieinander sind. Mit einer überzeugenden Konzeption gestaltete Beck das populärste Werk Händels. Im Gegensatz zu den Oratorien Bachs ist im "Messias" keine dramatische Gliederung durch den Wechsel von Handlung und Betrachtung vorgegeben. Seiner klaren Gestik folgten Chor und Instrumentalisten mit einer breiten Skala klanglicher und dynamischer Ausdrucksmöglichkeiten. Es war die große Kunst dieser Aufführung, den großen Atem der durchgängig vertonten Bibelstellen aus Altem und Neuem Testament dem Zuhörer als musikalischen Ausdruck von Gottes Heilsplan nahegebracht zu haben, so dass die Musik den Zuhörer als lebendige Sprache mitten ins Herz traf. Für künftige Konzerte hat der Chor Cappella Nova, dann unter dem neuen Leiter, die Messlatte noch einmal etwas höher gelegt. Gernot Igers |
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