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Fränkische Nachrichten, 09.11.2023 |
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Totenmesse voller Präzision und Stimmgewalt |
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Vier Solistinnen und Solisten, zwei Chöre und ein Orchester führten in der Tauberphilharmonie das Requiem von Giuseppe Verdi auf. |
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Verdis „Messa da Requiem“ für vier Solostimmen, Chor und Orchester ist die wohl berühmteste Vertonung der lateinischen Totenmesse im 19. Jahrhundert. Dieses herausragende Werk war nun in der Rothenburger Jakobskirche und in der Tauberphilharmonie in Weikersheim zu hören. Der St.-Jakobs-Chor Rothenburg (Einstudierung: Jasmin Neubauer) und der Chor Cappella Nova Bad Mergentheim (Einstudierung: Professor Karl Rathgeber) musizierten gemeinsam mit dem erweiterten Ansbacher Kammerorchester. Giuseppe Verdi, im Genre der Oper verhaftet, komponierte das Requiem zu Ehren des verstorbenen und von ihm bewunderten Schriftstellers Allessandro Manzoni. Es ist ein aufwühlendes Werk, angefüllt mit Flehen und Bitten, Angst und Zuversicht. Leise Cellotöne durchdringen die Tauberphilharmonie, die Männerstimmen erheben flehentlich ihre Stimmen, bitten für die Verstorbenen – „Requiem aeternam dona eis, Domine“ – „Ewige Ruhe gib ihnen, Herr.“ - Und schon naht der „Tag des Zornes, der Tag der Sünden“: Die hochdramatische Sequenz des „Dies irae“ nimmt etwa zwei Fünftel des Requiems ein. Das Motiv flammt immer wieder auf, schildert die Abrechnung des höchsten Richters mit jedem einzelnen Menschen, der seufzend und schuldbefangen um Vergebung bittet. Trauer und Ängste sind zu spüren, eindringlich dargeboten durch Chor und Solisten. Gewaltig das Tuba mirum: Acht Trompeten, vier davon als Ferntrompeten, blasen zum jüngsten Gericht – aufrüttelnd, kraftvoll, nachdrücklich. Hervorragend besetzt ist das Solistenquartett mit der Sopranistin Yasmine Levi-Ellentuck, der Mezzosopranistin Kora Pavelic, dem Tenor Nino Aurelio Gmünder und dem Bass Thomas Jesatko. Würdevoll und demütig gestaltet Jesatko das „Mors Stupebit“, denn es gilt, dem Herrn Rechenschaft zu geben. Anrührend mit warmem Ton formt Pavelic das „Liber scriptus“, verweist auf das Buch, in dem „jede Schuld aus Erdentagen“ verzeichnet ist. Sehnsüchtig hoffend auf Gnade, durchdringt das chorische „Salva me“ den Raum, bevor im „Recordare“ der Erlösungsgedanke durch die Kreuzigung Christi seinen Platz findet: wunderbar dargeboten von der stimmgewaltigen und opernerfahrenen Yasmin Levi-Ellentuck im Dialog mit Kora Pavelic. Hoffnung flammt auf im „Ingemisco“. Nino Aurelio Gmünder meistert die Solopartie glänzend, stets klar phrasierend, mühelos. Noch einmal folgt das „Dies irae“ – hochdramatisch gesteigert nach den möglichen Qualen der Hölle im „Confutatis“. Bewegend der zweite Teil: Das Solistenquartett erbittet eindrucksvoll die Erlösung der Seelen, erinnert an die Verheißung des Abraham, getragen vom äußerst präzise spielenden Orchester. Bravourös meisterten die Sängerinnen und Sänger das doppelchörige Sanctus, spannungsgeladen, gewaltig, ungeheuer dicht und dramatisch. Der Ruf nach Befreiung und Erlösung steigert sich bis zum Ende in einem grandiosen, gewaltigen Finale: „Libera me“ – „Befreie mich“. Jasmin Neubauer und Karl Rathgeber überlassen nichts dem Zufall. Sie geben alle Einsätze präzise, führen die beiden sehr gut einstudierten Chöre und das hervorragend eingespielte Orchester souverän. Den Beteiligten ist es gelungen, die Zuhörer durch das grandiose Werk zu führen, das klanggewaltige Tongemälde Verdis nachzuzeichnen. Nachdem die letzten Töne verklungen waren, trat Stille ein. Dann erhob sich das Publikum und applaudierte. Der Botschaft im fulminanten Werk von Fegefeuer und Tod, mit der Hoffnung auf Befreiung zum ewigen Leben, konnte sich niemand entziehen. |
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