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Fränkische Nachrichten, 19.07.2022 |
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Weikersheim einen Tag lang |
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Chorfest: Über 20 Chöre mit fast 550 Aktiven kamen in die Residenzstadt an der Tauber |
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Über 20 Chöre mit fast 550 Aktiven erfüllten beim Chorfest „Singendes Hohenlohe-Franken“ Weikersheim einen Tag lang mit Sang und Klang. In der Stadtpfarrkirche bereicherte der Gesangverein Münster den Gottesdienst, in den Wohn- und Pflegeheimen schenkten „Karibu“ (Lene-Hofmann-Haus) und die Chorgemeinschaft Creglingen-Archshofen-Niederrimbach (Residenz Weikersheim) den Bewohnern sorglos-heitere Augenblicke. Seinen Dank für das Chorfest Hohenlohe-Franken brachte Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert bei seiner Begrüßung der Chöre auf dem Marktplatz auf den Punkt: „Ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen und macht die Gedanken frei.“ Dafür sorgten am Sonntag über 20 Chöre und Chorgemeinschaften aus dem Chorverband Hohenlohe und dem benachbarten Chorverband Region Kocher. Vier Jahre sind seit dem letzten Chorfest ins Land gezogen, und viele Chöre mussten während der Pandemie Federn lassen: Proben konnten phasenweise gar nicht, dann nur unter Auflagen stattfinden, und mit Masken zu singen ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht nur Ältere stiegen ganz aus. Schon vor der Pandemie hatten viele Chöre Nachwuchssorgen, schlossen sich mit benachbarten Gruppierungen zu Chorgemeinschaften zusammen oder gaben auf. Corona verschärfte das Problem weiter, so dass die Chöre gemeinsam mit Oliver Paul, dem Vorsitzenden des Chorverbands Hohenlohe, finden, es sei höchste Zeit für einen Neustart. Dem hat sich auch das vom Schwäbischen Chorverband initiierte Pilotprojekt „Chorakademie Baden-Württemberg“ mit dem „Sing mit!“-Chor verschrieben: Zum offenen Open-Air-Singen auf dem Marktplatz und in der Tauberphilharmonie stiftete Sarah Neumann an, nachdem Weikersheimer Chöre und der Musikverein Laudenbach unter der Leitung von Anna Leuser-Valls gemeinsam das Chorfest auf dem Marktplatz eröffnet hatten. Elf Männerchöre, neun Gemischte Chöre und nur ein einziger ausschließlich weiblich besetzter Chor boten einen über mehrere Jahrhunderte reichenden Querschnitt durch die ganze Vielfalt der Chorliteratur. Klassik, Volkslied, Pop, vereinzelt auch Sakrales präsentierten sie in immer nur viertelstündigen Auftritten trotz teilweise massiv reduzierter Besetzung ausdrucks- und stimmstark. Vier eigentlich fest eingeplante Chöre, darunter auch der Liederkranz Niederstetten mit Stammchor und der Relaoded-Formation, mussten – Corona, was sonst – kurzfristig ihre Teilnahme absagen. Nach der langen Zwangspause hatten einige Chöre mehr als nur ein wenig Respekt vor ihrem Open-Air-Auftritt, und dass sich das Publikum auf dem Weikersheimer Marktplatz sehr schnell so weit als möglich in den Schatten zurückzog, wirkte zunächst nicht gerade ermutigend. Die Sorge schwand schnell, denn dank hervorragender Tontechnik waren auch kleinere Chöre, die auf der Marktplatz-Bühne auftraten, sehr gut zu hören. Wo lauscht man erst, wo geht man hin? Parallele Programme auf dem Marktplatz und erst vor, dann in der Tauberphilharmonie hielten das Publikum in Bewegung, denn Hochkarätiges war allenthalben zu erwarten. In heiterem Ton forderte der gemischte Chor des Gesangvereins Münster unter der Leitung von Gaby Jung-Beitz das Nachgesangs-Schnäpsle ein, köstlich selbstironisch präsentierte sich die Männer-Chorgemeinschaft Wermutshausen/Ebertsbronn und Tauberrettersheim unter der Leitung von Alexander Weber als „Die alten Säcke“, der „Höhepunkt auf jedem Sängerfest“. Perfekte Klänge lieferten dann nach dem wegen der Temperaturen erforderlich gewordenen Umzug in den Konzertsaal der Gesangverein Adolzhausen, der jüngst mit zweijähriger Verspätung sein 100-jähriges Bestehen feierte. Mit dem GMV Stimpfach und dem Liederkranz Ellenberg unter der Leitung von Johannes Bolsinger folgte im Konzertsaal ein weiteres Highlight, während auf dem Marktplatz „Der etwas andere Chor“ des Liederkranzes Jagstheim unter Magdalena Dratwa schwungvoll „gegen den Strom“ ansang und sich die „Klangfärberinnen“ mit dem Sängerbund Altenmünster unter der Leitung von Corinna Just für ihren klanglich feinst ausgearbeiteten, von Kopf bis Fuß mitschwingenden und vom Publikum regelrecht gefeierten Auftritt bereit machten. Den Schlussakzent auf dem Marktplatz setzte die mit 45 Sängerinnen und Sängern angetretene Chorgemeinschaft GV Hollenbach/Hohebach, die hier als einzige komplett auf Mikrofonverstärkung verzichtete. Ein starker Auftritt! Jeder Chor ein Highlight, jeder mit ureigener Vielfalt – was soll da beim Abschlusskonzert eigentlich noch kommen? Reinsbronn – auf die Schnelle eingesprungen für den eigentlich eingeplanten Liederkranz Niederstetten. Und die SingTONic’s, denen es auch nicht den Hauch eines Problems bereitet, zu viert das Konzertsaal-Publikum mit „kleinem grünen Kaktus“, „Männer mag man eben“ und „An der Bar“ auf eine Zeitreise in die 30er, 50er und 70er Jahre zu schicken. Brandender Applaus für die kleinste der beim Chorfest angetretenen Formationen. Mit dem Liederkranz Ruppertshofen, dem es unter der Leitung von Monika Förnzler gelang, den Shanty vom „Drunken Sailer“ zur kompletten nächtlichen Seefahrt auszugestalten, und dem Chor Cappella Nova unter der Leitung von Thomas Martin setzten die Veranstalter immer noch eins und noch eins drauf. Zum guten Schluss dann der „SPONTANchor“ unter der Leitung von Hermann-Josef Beyer und Monika Förnzler, deren Wunsch nach der „Stadt voll Musik“ sich an diesem Tag aufs Schönste erfüllt haben dürfte. Inge Braune |
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